Hidden Colours ist eine dreiteilige Porträtserie über Künstler*innen of Colour, die Barrieren, denen sie im Kulturbetrieb begegnen, und die Ausschlüsse, die sie erfahren.
Folge 1 mit der bildenden Künstlerin Melody Laverne Bettencourt

Das Gespräch im Wortlaut

Die [Kunstinstitutionen] wollen mich nicht haben. Egal wie schön meine Bilder sind, auch von der ästhetischen Qualität. Wenn sie [so eine Kritik] von mir lesen – das wollen sie von einer Schwarzen deutsch positionierten Person nicht [hören]. Deswegen gibt es auch keine Schwarze deutsche Repräsentation in der Kunst, die im Guggenheim ausstellt.

 

Ich bin Melody Laverne Bettencourt und ich bin bildende Künstlerin und meine Medien sind Malerei und Monotypie. [Bei der Monotypie] ist es nicht wie bei anderen Drucktechniken, dass man einen Druck ganz oft vervielfältigen kann, sondern jedes Mal entsteht ein neues Bild.

 

Ich beschäftige mich viel mit Identität aus meiner Schwarzen deutschen Perspektive. Diese ganzen vielen Schichten, die auf diesem Blatt entstehen, [spiegeln] für mich z.B. Intersektionalität wider, weil wir aus verschiedenen Erfahrungen, aus verschiedenen Schichten [bestehen].

 

Ich war in der Kunsthochschule, ich habe dort mein Diplom gemacht, aber ich habe mich nie dort wohlgefühlt. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich dazugehöre. Im Nachhinein weiß ich, das hat mit Class, Race und Gender zu tun. [Die Ausgrenzung] ist sehr subtil. Keiner sagt dir: Du bist nicht willkommen, weil du nicht weiß bist, sondern du wirst einfach nicht richtig ernst genommen. Für Frauen ist es generell schwer, auch für weiße Frauen, aber es wird dann immer weiter selektiert, für wen es noch schwerer ist.

 

Ich habe mich einfach nicht wohlgefühlt. Dann kann man auch nicht Kontakte knüpfen. […] Wenn ich jetzt über meine Themen rede hier, dann muss ich ganz viel erklären und rechtfertigen. Meine Kunst hat nicht den Fokus Rassismus. Also es gibt auch Werke, die sich explizit [mit Rassismus] auseinandersetzen. Trotzdem, diese Art von Identität – eine Schwarze deutsche Identität im deutschen Kontext – interessiert keinen. Wenn Du von außen kommst als Schwarzer Mensch, also aus dem US-Kontext, dann wird das [was du sagst] angenommen als Kritik, als Gesellschaftskritik, weil es [aus den] USA [kommt] und da haben [sie] Segregation, Rassentrennung und Sklaverei gehabt. Aber hier gab es das ja alles nicht! (lacht) Da ist ein Blind Spot in der Geschichte hier in Deutschland. Das ist auch die Schwarze deutsche Erfahrung, man lebt in der Vereinzelung. Das ist immer so und das ist auch vom System gewollt.

 

Berlin hatte diesen Hype [um alles, was international ist]. Der ist jetzt auch schon längst vorbei, glaube ich. Dieses „International“ (Englisch ausgesprochen) ist auf der einen Seite cool, auf der anderen Seite ist es auch wie ein Teppich, wie ein „Alles ist gut“. Da drunter ist es aber [so, dass] man trotzdem nicht [vorankommt] oder nicht den Erfolg hat, dass man davon leben kann.

 

Ich würde mir ein Stipendium für Künstlerinnen of Color [wünschen]. Nicht nur für die, die von außen kommen, sondern auch für die von hier, also die hier sozialisiert wurden und die sich kritisch auseinandersetzen. Genau.