Der Afrozensus ist eine Studie von Each One Teach One e.V. und Citizens For Europe, die wissenschaftlich vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung sowie der Alice Salomon Hochschule begleitet wurde. Die Studie, an der knapp 6.000 Menschen teilgenommen haben, erfasst die Lebensrealitäten, Perspektiven und Diskriminierungserfahrungen der Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland. Der Afrozensus umfasst fünf Themenbereiche: Engagement, Diskriminierungserfahrungen in 14 Lebensbereichen, Anti-Schwarzer Rassismus, Umgang mit Diskriminierung sowie Resilienz und Empowerment.

 

Der Bereich „Kunst und Kultur“ spielt im Afrozensus nur eine kleine Rolle, wurde aber als eigenständiger Lebensbereich abgefragt. Mehr als jede zweite Person (54,2 %) gibt an, dass sie beim Zugang zum Kunst- und Kulturbereich, also zum Beispiel beim Besuch von Theater oder Museum, in den letzten zwei Jahren Diskriminierung erlebt hat.

 

Die sieben häufigsten Merkmale, auf die die Personen diese Diskriminierung zurückführen sind: Hautfarbe (76,1 %), rassistische Gründe/ „ethnische Herkunft“ (75,1 %), Haare/ Bart (20,4 %), Geschlecht (19,3 %), Sozialer Status/ soziale Herkunft (14,8 %), Name (10,4 %), Sprache (10,2 %).

 

Zwar erleben die Befragten im Kunst- und Kulturbereich insgesamt weniger Diskriminierung als im Bereich Öffentlichkeit und Freizeit, jedoch werden im Bereich Kunst und Kultur insbesondere Erfahrungen von Mehrfachdiskriminierung gemacht: Zwischen Befragten mit und ohne Behinderung/Beeinträchtung ist der Unterschied besonders hoch, was die Autor*innen der Studie der fehlenden Barrierefreiheit vieler Kulturstätten und -programme zuschreiben. Ebenfalls interessant ist, dass Befragte mit niedrigem Einkommen im Vergleich zu Befragten mit mittlerem oder hohem Einkommen in den letzten zwei Jahren deutlich häufiger diskriminiert wurden. Das deutet darauf hin, dass Klassismus im Kunst- und Kulturbereich sehr wirksam ist.

 

Was den Bereich Kulturelle Bildung betrifft geben mehr als 1/3 der Befragten an, immer bestimmte Rollen oder Instrumente zugewiesen zu bekommen, wenn sie Theater spielen oder Musik machen. Dies deutet auf stereotype Vorstellungen gegenüber Schwarzen Menschen hin.