Wie wähle ich eine Fortbildung zur Sensibilisierung für Diskriminierung im Kulturbetrieb aus?

Ein Vorfall von Diskriminierung in einer Kulturinstitution ist in der Regel ein Zeichen für ein tieferliegendes Problem: Diskriminierung beruht auf historisch gewachsener gesellschaftlicher Ungleichheit, die dazu führt, dass bestimmte soziale Gruppen benachteiligt werden. Gesetzliche Regelungen wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) zeigen, dass es auf politischer Ebene ein Verständnis gibt, dass strukturelle Diskriminierung existiert, die auch in Institutionen zum Ausdruck kommt. Um strukturelle Diskriminierung abzubauen und sich tiefgreifend mit Diskriminierung auseinanderzusetzen, braucht es einen längeren, nachhaltigen Prozess. Ein Workshop kann jedoch als Auftakt zu einem solchen Veränderungsprozess dienen; als erste Gelegenheit, um sich damit auseinanderzusetzen, was Diskriminierung ist und wie sie zum Ausdruck kommt. Diese grundlegende Auseinandersetzung mit Diskriminierung ersetzt allerdings nicht die Aufarbeitung eines konkreten Diskriminierungsfalles, die zum Beispiel im Rahmen einer Mediation erfolgen sollte.

 

Ein diskriminierungskritisches Fortbildungsangebot sollte möglichst folgende Kriterien erfüllen/ Folgendes beinhalten:

  • Begriffsklärung: Grundlegende Begriffe wie Diskriminierung und Privilegien werden erläutert
  • Herausarbeiten des Zusammenhangs von Diversität und Diskriminierungskritik: Warum ist es für Diversitätsentwicklung wichtig, über Diskriminierung zu sprechen?
  • Diskriminierung wird nicht nur als Problem zwischen Individuen verhandelt, sondern als strukturelles Problem
  • Vielfalt von Diskriminierungsdimensionen und ihren Wirkungsweisen: z.B. Rassismus, Sexismus, Ableismus, Heterosexismus
  • Intersektionalität: Zusammenwirken von verschiedenen Diskriminierungsdimensionen
  • Institutionelle Diskriminierung: Wie kommt Diskriminierung im Arbeitsalltag zum Ausdruck?
  • Verwendung diskriminierungssensibler Sprache wie zum Beispiel Selbstbezeichnungen marginalisierter Gruppen (dazu gehören zum Beispiel People of Colour, Schwarze Menschen, Menschen mit Behinderung, Trans* Personen); die Selbstbezeichnungen werden im Workshop erklärt
  • Auseinandersetzung mit Privilegien: Was sind meine Privilegien im Arbeitsbereich? Wie gehe ich verantwortungsbewusst damit um?
  • Machtkritik: kritische Betrachtung von Hierarchien und Entscheidungsabläufen
  • Handlungsoptionen: Wie sieht gute Praxis aus? Was sind Strategien, individuell und als Institution, um diskriminierungssensibel zu werden?
  • Weiterführende Literatur und Informationsquellen werden aufgezeigt

 

Folgende Wortwahl in einem Angebot für ein Anti-Diskriminierungstraining ist eher kritisch zu betrachten:

  • Interkultur und Migrationshintergrund (diese Begriffe verhindern häufig, dass Rassismus thematisiert werden kann)
  • Integration (ist ein an der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft orientiertes Konzept und hinterfragt diese nicht; das Problem wird einseitig auf die Seite derjenigen verschoben, die nicht der Norm entsprechen, sie müssen sich anpassen)

 

Ziele des Workshops:

  • Verständnis, dass Diskriminierung und Ungleichheit Teil unserer Gesellschaft sind und proaktiv abgebaut werden müssen
  • Verständnis für die Komplexität des Themas: Für eine fundierte Weiterentwicklung ist eine langfristige Auseinandersetzung mit (struktureller) Diskriminierung im Team und als Individuum nötig. Abläufe, Gewohnheiten, Sprache, die Diskriminierung aufrechterhalten, müssen bewusst verlernt werden
  • Bereitschaft, zeitliche und finanzielle Ressourcen in eine längerfristige Auseinandersetzung der Mitarbeitenden mit Diskriminierung zu investieren, zum Beispiel in Form von Begleitung durch externe Expertise